Der Blutegel

Blutegel am Hals

Es gibt insgesamt 14 verschiedene Egelarten völlig unterschiedlicher Größe. Allerdings können nur zwei – der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) und der Schildkrötenegel (Haementeria costata) – den Menschen unter Umständen überhaupt befallen beziehungsweise ihm nützlich sein.

Nichtsdestotrotz zucken die meisten Menschen zusammen, wenn sie das Wort Blutegel hören. Die Meinungen über den medizinischen Blutegel reichen von Ekel und Hass gegen den lästigen und zuweilen gefährlichen Schmarotzer bis hin zu seiner bedingungslosen Anerkennung als Wohltäter der Menschheit.

Der Blutegel wurde bereits 100 Jahre vor Christus von dem griechischen Arzt und Dichter Nikandros von Colophon erwähnt und geschätzt. Schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der medizinische Blutegel bei verschiedenen Erkrankungen zum Aderlass eingesetzt, der sich als besonders wirkungsvoll erwiesen hat. Die Verwendung von Blutegeln war im 18. und 19. Jahrhundert so in Mode gekommen, dass sogar das Aussterben der ganzen Gattung drohte.

Obwohl 1854 allein in Frankreich 57 Millionen Egel verbraucht wurden, geriet die Blutegelbehandlung in Europa zunehmend in Vergessenheit. Erst im Jahre 1923 erhielt die Blutegeltherapie durch einen französischen Chirurgenkongress wieder neuen Auftrieb in der plastischen Chirurgie, hauptsächlich nach Replantation von Ohren, Fingern, Zehen oder Hautlappen und in der unfallchirurgischen Versorgung zur Wiederherstellung der Durchblutung nach Haut- und Gliedmaßenverletzungen. Seit 1949 werden der deutsche und der Ungarnegel wieder gezüchtet und in Teichen gehalten, die der Lebensweise der Tiere angepasst sind.

Blutegel erreichen im Ruhezustand eine Länge von 10 bis 15 cm, bei völliger Streckung 25 bis 30 cm. Das Vorder- und Hinter Ende des Egels ist mit einem Saugnapf versehen. Die Mundöffnung besitzt 3 scheibenförmige, gesägte Kiefer, die eine Mercedessternförmige Wunde hinterlassen. In der Färbung sind die Tiere ebenfalls sehr variabel. Der Rücken ist dunkel olivgrün und der Bauch grüngelb gefärbt.