Blutegeltherapie eine echte Alternative

Wir besinnen uns heute immer mehr auf alte Behandlungsweisen. Eine davon, die immer mehr wieder in „Mode" kommt, ist die Blutegeltherapie. Diese ist vielseitig einsetzbar. Bekannt ist, dass sie unter anderem bei Rheuma und Gicht zu empfehlen ist,  bei chronisch gewordenen Rückenschmerzen, Migräne, Krampfadern oder Störungen der Durchblutung. Außerdem ist es Wissenschaftlich  bewiesen, dass sie auch bei jeglichen Arthrosen hilft. Die Forschungen zeigten, dass die Betroffenen sich schon nach einer Behandlung besser bewegen konnten und deutlich weniger Schmerzen hatten.

Der Grund dafür ist, dass der Blutegel so viele Wirkstoffe enthält – ca.200 sind in seinem Speichel zu finden. Alle gelangen durch das Saugen in den Körper. Ihre Wirkung ist unterschiedlich. Manche fördern die Durchblutung, andere  verhindern die Blutgerinnung, wirken antibiotisch, lindern Schmerzen oder Entzündungen.

Die Behandlung ist nahezu  Schmerzfrei der Biss fühlt sich in etwa so an wie der Kontakt mit Brennnesseln dieses leichte Kribbeln verschwindet aber sehr schnell. Der Grund dafür ist, dass der Speichel der Tiere  eine Substanz enthält, die wie ein Betäubungsmittel wirkt.

Die Egel werden für die Behandlung auf die entsprechende Stelle gesetzt. Dort saugen sie sich fest und verbleiben bis zu 90 Minuten, bevor sie von allein herunterfallen. Die Wunden bluten dann ca.12 Stunden  nach, so werden Entzündungsstoffe ausgeschwemmt, innerhalb von einem Tag sind sie aber auch wieder verheilt.

Der Blutegel

Es gibt insgesamt 14 verschiedene Egelarten völlig unterschiedlicher Größe. Allerdings können nur zwei – der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) und der Schildkrötenegel (Haementeria costata) – den Menschen unter Umständen überhaupt befallen beziehungsweise ihm nützlich sein.

Nichtsdestotrotz zucken die meisten Menschen zusammen, wenn sie das Wort Blutegel hören. Die Meinungen über den medizinischen Blutegel reichen von Ekel und Hass gegen den lästigen und zuweilen gefährlichen Schmarotzer bis hin zu seiner bedingungslosen Anerkennung als Wohltäter der Menschheit.

Der Blutegel wurde bereits 100 Jahre vor Christus von dem griechischen Arzt und Dichter Nikandros von Colophon erwähnt und geschätzt. Schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der medizinische Blutegel bei verschiedenen Erkrankungen zum Aderlass eingesetzt, der sich als besonders wirkungsvoll erwiesen hat. Die Verwendung von Blutegeln war im 18. und 19. Jahrhundert so in Mode gekommen, dass sogar das Aussterben der ganzen Gattung drohte.

Obwohl 1854 allein in Frankreich 57 Millionen Egel verbraucht wurden, geriet die Blutegelbehandlung in Europa zunehmend in Vergessenheit. Erst im Jahre 1923 erhielt die Blutegeltherapie durch einen französischen Chirurgenkongress wieder neuen Auftrieb in der plastischen Chirurgie, hauptsächlich nach Replantation von Ohren, Fingern, Zehen oder Hautlappen und in der unfallchirurgischen Versorgung zur Wiederherstellung der Durchblutung nach Haut- und Gliedmaßenverletzungen.
. Seit 1949 werden der deutsche und der Ungarnegel wieder gezüchtet und in Teichen gehalten, die der Lebensweise der Tiere angepasst sind.

Blutegel erreichen im Ruhezustand eine Länge von 10 bis 15 cm, bei völliger Streckung 25 bis 30 cm. Das Vorder- und Hinter Ende des Egels ist mit einem Saugnapf versehen. Die Mundöffnung besitzt 3 scheibenförmige, gesägte Kiefer, die eine Mercedessternförmige Wunde hinterlassen. In der Färbung sind die Tiere ebenfalls sehr variabel. Der Rücken ist dunkel olivgrün und der Bauch grüngelb gefärbt.

Wie wird eine Blutegelbehandlung durchgeführt

Zu einer Blutegelbehandlung sollten Sie ausreichend Zeit mitbringen. Zudem dürfen Sie vorher nur wenig trinken und sollten Ihre Blase entleert haben. Nachdem die Ansatzstellen mit warmem Wasser und einer unparfümierten Seife gereinigt wurden, nimmt man zum Ansetzen ein kleines Gefäß und stülpt damit den Blutegel an die gewünschte Körperstelle. Sie spüren nur einen minimalen Biss des Egels.

Die Saug Zeit beträgt durchschnittlich je nach Größe des Blutegels, seinem Hungerzustand und der Durchblutung der Saugstelle rund 30 bis 90 Minuten. Wenn sich der Egel vollgesaugt hat, löst er sich von selbst ab.

Die Saugstelle wird mit einem sterilen Mulltupfer verbunden; nach der Behandlung müssen Sie rund sieben Stunden ruhen. Der erste Verbandswechsel erfolgt nach 24 Stunden, oder nach Bedarf  nach 3-4 Tagen darf die Stellen zum ersten Mal wieder mit Wasser in Berührung gebracht werden. Je nach Aufwand kostet eine Blutegel-Behandlung zwischen 30 und 120 Euro. Krankenkassen übernehmen die Kosten nur nach vorheriger Absprache.

Blutegel werden nur ein Mal benutzt

Blutegel besitzen keine Verdauungsenzyme und halten das aufgesaugte Blut mit Hilfe ihres Speichelsekrets Hiruduin monatelang flüssig. Damit sind beste Voraussetzungen für das Überleben von Erregertypen gegeben, die mit dem Saugakt aufgenommen werden und so übertragbar wären.

So behalten nicht nur zahlreiche Bakteriengattungen, sondern auch Viren vom Typ HIV im Blutegel ihre Infektiösität.

Voraussetzung für Krankheitsübertragungen ist der Kontakt von verseuchtem Blut aus dem Darm des Egels mit dem des Menschen, das bei einem früheren Saugakt gespeichert worden ist. Dazu kommt es, wenn der vollgesaugte Blutegel beim Ablösen von der Ansatzstelle gequetscht wird oder erbricht und auf diese Weise Erreger in die Saugwunde geraten. Allerdings besteht keinerlei Infektionsgefahr, wenn der Blutegel wie in meiner Praxis aus speziellen Zuchtbetrieben stammt  und bestimmte Grundregeln im Umgang mit den Tieren beachtet werden. Dazu gehört auch, dass jeder Blutegel, der einmal am Menschen verwendet wurde, getötet werden muss. Eine zweimalige Verwendung ist strengstens verboten.